Erfahrungsbericht von Pici-3 aus Ungarn
Publiziert: Dienstag, 31.12.2019
Mein Name ist Pici, erinnert ihr euch noch an mich? Ich bin der ängstliche, verlassene Hofhund. Ihr habt mich vor ziemlich genau einem Jahr aufgenommen und später durfte ich in die Schweiz reisen. Vielen herzlichen Dank.
Dies bedeutete für mich ein ganz anderes Leben. Alles war neu und machte mir Angst. Ich habe die fremde Sprache nicht verstanden, konnte überhaupt auch nicht verstehen was so viele unbekannte Menschen von mir wollen. Dazu hatte ich noch Schmerzen in meinen Hinterbeinen. Ein Tierarzt in Basel hat dann festgestellt, dass ich im rechten eine Patellaluxation habe und dies könne nur mit einer Operation behoben werden. So sind meine Chancen auf eine «Adoption» geringer geworden.
Auf meiner Pflegestelle bei Sandra hatte ich es gut. Mit den zwei Hündinnen bin ich klar gekommen und die sechs Katzen haben mich nicht interessiert. Bei Sandra musste ich lernen ein Gstältli zu tragen und an der Leine zu laufen, dies war vielleicht schwierig. Es hat auch nichts genützt wenn ich mich einfach auf den Boden gelegt und «gebockt» habe. Gott sei dank hat Sandra mit dies nicht durchgehen lassen. Ich habe den Nutzen dieser Aktionen zwar erst später verstanden.
Und dann ist Annemarie gekommen und hat sich auf dem ersten Spaziergang in mich verliebt. Ende März bin ich also wieder umgezogen, diesmal nach Lenzburg. Dies bedeutete für mich wieder viel Stress, Angst und Unsicherheit.
Ich zähle euch nur ein paar Dinge auf an die ich mich ganz, ganz langsam in einer Wohnung gewöhnen musste; Die Geräusche von Kaffeemaschine, Radio, Fernseher, Staubsauger, Waschmaschine. Wenn mir dies alles zu viel wurde konnte ich mich immer in meine Stoffbox zurückziehen.
Was ich von Anfang an geliebt habe war das Autofahren und die täglichen zwei langen Spaziergänge und natürlich die vielen Streicheleinheiten und das Kuscheln.
Seit Mai gehe ich wöchentlich in die Hundeschule zuerst war ich alleine auf dem Platz seit einigen Monaten übe ich in einer Gruppe zusammen mit anderen Hunden. Ich habe schon sehr viel gelernt. Zum Beispiel das Rennen durch ein Tunnel, Longieren, Sitzen und warten, Rückwärtslaufen u.s.w. Und dann ist da noch meine Lieblingsübung das Tab, Tab. Da muss ich nach vorne rennen und mit meinen Vorderfüssen auf einen Gegenstand stehen. Ich bin ganz stolz wenn ich von Annemarie überschwänglich gelobt werde.
Annemarie übt auch zu Hause regelmässig mit mir. Nun bin ich schon sehr selbstbewusst und stolz geworden. Sie sagt ich sei ein richtiger Lausbub.
Was ich auch sehr gerne mache ist mit anderen Hunden auf dem Trainingsplatz herum zu rennen, da bin ich meistens der Schnellste.
Seit einigen Wochen geht Annemarie mit mir spuren. Das heisst ich darf mit meiner Nase auf einer vorgegebenen Strecke Pouletstücke suchen und am Ende beim Sitz erhalte ich einen Jackpot. Annemarie meint bei diesem Tätigkeit sei ich ein Naturtalent.
Die langen Spaziergängen sind auch immer spannend, am liebsten möchte ich jeden Hund kennen lernen. Wenn ein Velo oder Jocker kommt setze ich mich hin und warte, dann bekomme ich dafür ein Stück Käse. Was ich immer noch nicht mag sind fremde Menschen v.a. fremde Männer machen mir noch Angst. Annemarie gibt mir die Sicherheit das dies nichts Schlimmes ist, sie sagt aber auch da müssen wir noch daran arbeiten genauso wie am Rückruf.
Im Jura oder im Berner Oberland gehen wir zwar immer ohne Leine laufen und ich komme auch zurück wenn sie mich ruft, aber wenn ich etwas Spannendes auf dem Rückweg entdecke mache ich manchmal einen kleinen Umweg.
Wen ich auch sehr gerne mag ist Sämu, dies ist der Partner von Annemarie. Auch wenn er ein Mann ist, er kann mit mir kuscheln und ich gehorche ihm sehr gut, es gibt ja auch immer Leckerli und liebe Worte. Ich schmuse übrigens auch mit seiner Katze und er hat einen grossen eingezäunten Garten, da ist es ganz toll zu rennen. Im Garten habe ich auch entdeckt, was ich mit Spielzeugen alles machen kann. Zerkauen, vergraben oder in die Luft werfen und fangen.
Auch gesundheitlich geht es mir gut. Durch Physiotherapie, Massagen, Colagile, gezieltem Muskelaufbautraining und ab und zu Schmerztabletten hinke ich nicht mehr. Die Tierärztin, welche ich regelmässig besuche, sagt mit der Operation sollen wir noch zuwarten, zumal ich an beiden Hinterbeinen operiert werden müsste.
Ich glaube ich bin in meinem neuen Leben angekommen, bin glücklich und geniesse jeden Tag. Alle Menschen die mich seit letztem März kennen sagen ich sei nicht wieder zu erkennen, ich hätte grosse, grosse Fortschritte gemacht und sei nun ein richtig aufgestellter, fröhlicher Hund.
Ich erschrecke zwar immer noch bei plötzlich lauten Geräuschen auch bei neuen Situationen bin ich immer noch unsicher, aber es wird jeden Tag besser und das Training geht weiter.. Ich bin ja auch schon fast sieben jährig da geht nicht mehr alles so schnell. Wenn ich aber weiterhin verständnisvolle, geduldige und sichere Menschen um mich habe kann mir nichts geschehen.
In diesem Sinne danke ich allen, welche dazu beigetragen haben, das ich die Chance auf ein ganz anderes Leben erhalten habe. Ich hoffe es haben in Zukunft viele Hunde aus Ungarn oder Spanien diese Glück ihr macht einen super Job.
Euer Lausbub Pici.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben